Religion, wichtig? unwichtig?
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michabraun schrieb:
Es gibt aber Situationen wo es keine Hoffnung mehr gibt und selbst der optimistischste Mensch verzweifeln muss.
bewahrer spricht den Kern jeder Religionsgemeinschaft an. Wer eine "Schafherde" braucht, in der er in schweren Zeiten Trost findet, für den sind solche Gemeinschaften sicher wichtig. Wer sich jedoch selbst immer wieder dazu motivieren kann, optimistisch und getreu dem Motto "Tue nichts, das du nicht willst, dass man es dir antut" durchs Leben zu gehen, der muss die zehn Gebote noch nicht mal kennen, um nicht gegen sie zu verstoßen. Und dadurch die Gewissheit zu erlangen, dass es etwas gibt an das es sich zu glauben lohnt.
Was willst du denn einem 12-jährigen Mädchen, das unheilbar an Leukämie leidet, bitte noch tröstliches sagen (außer eben irgendwelche religiösen Verweise, dass das irdische Leben nicht alles ist)?
Und dass ein guter Mensch leichter Hoffnung schöpfen kann halte ich auch für falsch, ich würde sogar das Gegenteil behaupten.
Ein amoralischer Mensch hat keine Erwartungen bzgl. der Welt, er ist schlecht genauso wie die Welt für ihn schlecht und ungerecht ist.
Nur ein guter Mensch kann verbittert als enttäuschter Idealist enden.
Was meinst du eigentlich mit dem "dass es etwas gibt an das es sich zu glauben lohnt"? Das klingt immer noch ziemlich religiös.
Wenn man Gott ist die Liebe durch Die Liebe ist göttlich ersetzt (Feuerbach), bleibt man weiterhin in den alten religiösen Denkmustern gefangen.
Man muss an einen zielgerichteten Fortschritt (z. B. der Wissenschaft) zum Guten glauben und einen inhärenten Wert des menschlichen Lebens, eine naturgegebene Vernunft des Menschen und den Freien Willen voraussetzen, was meiner Meinung nach nicht mit dem Materialismus vereinbar ist.
Lehnt man aber den Materialismus (Physikalismus) ab, hat man sowieso schon Tor und Tür für allerlei religiöse Spekulationen geöffnet (nicht umsonst habe ich noch nie einen nicht-religiösen Menschen getroffen, der nicht gleichzeitig auch Materialist war.).
Ich denke, jedem Menschen, der nur eine gewisse philosophische Ader hat, sind diese Probleme wenigstens grob bewusst. Religion wird daher imho auch nicht so schnell aussterben.
Der säkulare Humanismus widerspricht imho sich selbst, ich mag eher Atheisten wie Nietzsche, die nicht so tun, als ob man mit einer materialistischen Weltanschauung einfach so weitermachen könnte wie als wäre nichts gewesen. -
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lama-no2 schrieb:
Da kann ich nur ganz persönlich antworten. Ich bin absolut davon überzeugt, dass das irdische Leben nicht alles ist und denke mein Trost würde wohl in diese Richtung gehen.
Es gibt aber Situationen wo es keine Hoffnung mehr gibt und selbst der optimistischste Mensch verzweifeln muss.
Was willst du denn einem 12-jährigen Mädchen, das unheilbar an Leukämie leidet, bitte noch tröstliches sagen (außer eben irgendwelche religiösen Verweise, dass das irdische Leben nicht alles ist)?
lama-no2 schrieb: Was meinst du eigentlich mit dem "dass es etwas gibt an das es sich zu glauben lohnt"? Das klingt immer noch ziemlich religiös.
lama-no2 schrieb Wenn man Gott ist die Liebe durch Die Liebe ist göttlich ersetzt (Feuerbach), bleibt man weiterhin in den alten religiösen Denkmustern gefangen.
Da sind wir bei der Frage, wer oder was ist Gott. Und die kann ich nicht beantworten, bzw. es kommt eben darauf an, an was man glaubt. Im vorangegangenen Beitrag habe ich bereits zum Ausdruck gebracht, dass ich zwar gläubig bin, jedoch keiner Religion angehöre. Meinen Glauben pflege ich nicht mit vereinheitlichten Regeln irgendeiner Gemeinschaft und kann daher auch nicht religiös sein.
Beitrag zuletzt geändert: 18.6.2011 21:17:08 von michabraun -
Ja da habe ich dich wohl falsch verstanden.
Du verstehst unter Religion anscheinend nur Offenbarungsreligionen, wie Christentum oder Islam. Ich wundere mich auch etwas, dass du so negativ über diese sprichst, weil es zumindest auch Gläubige sind.
Ich fasse Religion sehr viel weiter, und ich denke, das muss man auch, wenn man den Eingangspost liest.
marius71 fragt uns woran es liegt, dass in heutiger Zeit Fragen wie nach dem Sinn des Lebens nicht mehr so wichtig sind wie früher.
Um darauf auch noch mal eine persönliche Antwort zu geben, erstens denke ich, dass wissenschaftliche Erkenntnisse viele religiöse Ansätze ad absurdum geführt haben. Z. B. ist die strenge Unterscheidung zwischen Mensch und Tier in den westlichen Religionen (der Mensch kann erlöst werden, das Tier nicht) einfach nicht mehr haltbar, da wir alle wissen, dass das eine willkürliche Unterscheidung ist und der Mensch ganz einfach selbst vom Tier abstammt.
Kommt nur der homo sapiens sapiens ins Paradies, oder reicht's schon homo erectus oder gar Schimpanse zu sein?
Zweitens ist wohl die tiefe Beschäftigung mit philosophischen Fragen vielen suspekt geworden und sie werden sogar in diesen Vorurteilen durch intelligente (aber in dem Punkt ignorante) Menschen wie Stephen Hawking bestärkt.
Kein Wunder, dass heute ausgerechnet die oberflächlichsten (ich würde fast sagen "dümmsten") Antworten auf die klassischen philosophischen Fragen die beliebtesten sind:
Frage: "Was bedeutet der Tod für den Menschen?"
Antwort: "Der Tod ist nicht schlimm, da man, wenn man tot ist, nichts davon mitbekommt."
Frage: "Was ist der Sinn des Lebens?"
Antwort: "Der Sinn des Lebens ist glücklich zu sein."
Es hat heutzutage vor allem einfach, leichtverdaulich und unterhaltsam zu sein, zum ersten Mal in der Geschichte genießen "Philosophen" wie Schmidt-Salomon Popstar-Status, auf dessen Veranstaltungen im Ernst jemand als Darwin verkleidet auftritt und wo die Leute hinpilgern um ihn live zu sehen.
In dem Punkt eine ziemlich oberflächliche Zeit in der wie da leben, naja, vielleicht ändert sich das mal, ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben.
Beitrag zuletzt geändert: 19.6.2011 19:21:06 von lama-no2 -
lama-no2 schrieb:
Ich bin der Meinung, dass allein schon diese Frage nach der Religion die Wissenschaft in ihrer Vereinheitlichung von Mensch und Tier "ad absurdum" führt. Zumal diese sich auf eine Idee aus dem 19. Jh. stützt die von Ch. Darwin im Jahre 1871 mit The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex verbreitet wurde, einer Zeit, als man noch nichts über Genstrukturen wusste. Heute ist man sich nicht mehr sicher, ob der Schimpanse wirklich unser nächster Verwandter ist (http://www.mpg.de/487200/pressemitteilung20040527) und man ist sich schon ziemlich sicher, dass der Mensch nicht von Affen abstammt, sondern nur verwandt mit ihm ist. Von welchem Tier der Mensch nun wirklich abstammt, wird wohl noch lange gestritten.
Um darauf auch noch mal eine persönliche Antwort zu geben, erstens denke ich, dass wissenschaftliche Erkenntnisse viele religiöse Ansätze ad absurdum geführt haben. Z. B. ist die strenge Unterscheidung zwischen Mensch und Tier in den westlichen Religionen (der Mensch kann erlöst werden, das Tier nicht) einfach nicht mehr haltbar, da wir alle wissen, dass das eine willkürliche Unterscheidung ist und der Mensch ganz einfach selbst vom Tier abstammt.
Obwohl es auch bedeutende körperliche und strukturelle Differenzen zwischen Mensch und Affen gibt, so sind doch die geistigen Fähigkeiten der bedeutendste Unterschied. Der Mensch ist nicht nur instiktgeführt und die Beschäftigung mit der Besorgung der Nahrung allein würde ihn nur langweilen. Er philosophiert, Kommuniziert auch über scheinbar unwichtige und nicht nur lebenserhaltende Dinge, er hört und produziert Musik, liest und schreibt Romane, liebt die Zerstreuung, verändert die Erdoberfläche und eben: er beschäftigt sich mit Religion und der Frage seiner Herkunft. All das ist jedem Tier so fremd und so weit weg von dessen Fähigkeiten, dass ich daran zweifle, dass der Mensch nur ein höherentwickeltes Tier ist.
Indirekt bestätigst du ja die Einzigartigkeit des Menschen mit dieser Aussage:In dem Punkt eine ziemlich oberflächliche Zeit in der wie da leben, naja, vielleicht ändert sich das mal, ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben.
Was ist Oberflächlichkeit und warum stört es dich (und mich auch) überhaupt, dass diese in unserer Zeit so überhand nimmt? Wenn wir nur Tiere sind, könnte uns das doch eigentlich egal sein.
Insofern ist meiner Meinung nach die Beschäftigung mit der Religion nicht unwichtig. Sie macht den Menschen zum Menschen und unterscheidet ihn vom Tier. Die Beschäftigung mit dem Sinn des Lebens bedeutet nicht Degeneration, sondern Höherentwicklung, ist zwar nicht überlebensnotwendig aber scheinbar dennoch eine zutiefst menschliche Eigenart. -
Es kommt immer ganz drauf an wie und für was Religion eingesetzt wird. Leider wird sie zum großen Teil nur zur Unterdrückung und Irreführung der Menschheit verweindet, was ziemlich zweckentfremdend ist.
Ich finde jeder sollte sich von sich aus Gedanken übers Leben und alles dazugehörige machen ohne sich dabei an irgendeine Religion zu binden. Man braucht Niemanden der einen Vorschreibt was man zu Glauben, und was für Nonsens zu halten hat.
z.B.: War ich in meiner Jugend 4 Jahre in einem christlichen Internat, wo man mir mit Ausschluss gedroht hat als ich gesagt habe, dass ich mich für Buddhismus interessiere. Ich finde man sollte offen für alles sein und zumindest immer zu einer gepflegten Diskussion in der Lage sein, anstatt sich auf vorgegebene Maßstäbe zu versteifen und jeden zu verunteilen, der an etwas anderes glaubt. Im Grunde ist die Grundaussage von allen Religionen mehr oder weniger die Gleiche, nur wird sie anders ausgelebt. Vieles ist auch einfach Auslegungssache, was es leicht macht Religion für andere Zwecke zu Missbrauchen.
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