Michael Moore
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Michael Moore ist halt Populist und wei? sehr genau, welche Fakten er auszulassen hat, damit seine Thesen schl?ssig bleiben. Pr?gend fand ich hierzu den folgenden Artikel:
@Mods: Fall Fullquote nicht erw?nscht, bitte bis auf URL k?rzen.
SPIEGEL ONLINE - 29. Juli 2004, 15:27
URL: http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,310795,00.html
Faktencheck in "Fahrenheit 9/11"
Moores vereinfachte Welt
Von Matthias Gebauer
Zum L?gen ist Michael Moore zu professionell. Sein Film "Fahrenheit 9/11" mischt lieber irref?hrende Wahrheiten mit geschickten Auslassungen. SPIEGEL ONLINE pr?ft die Faktenlage in Moores erfolgreicher Anti-Bush-Polemik.
Berlin - Bei Michael Moore klingen Belohnungen wie Drohungen: "Ich biete jedem, der einen Fehler in meinem Film findet, eine Summe von 10.000 Dollar", k?ndigte er bereits vor dem US-Start seines Films "Fahrenheit 9/11" an. Gleichzeitig gab sich der Filmemacher davon ?berzeugt, dass "nicht ein einziger faktischer Fehler" in dem Film enthalten ist. Um seine These zu st?tzen, engagierte Moore nach Fertigstellung sogar einen ehemaligen Fakten-Checker des amerikanischen Magazins "The New Yorker" zur finalen ?berpr?fung.
Moores aggressive Haltung gegen?ber Skeptikern ist bekannt. Als ihn
Journalisten wegen einiger fragw?rdiger Details in seinem Film "Bowling For Columbine" l?cherten, griff er zum Telefonh?rer und brachte die an den Szenen beteiligten Personen bei. Gleich mehrere Anw?lte arbeiten f?r den Filmemacher und Bestseller-Autor, die im Zweifelsfall empfindlich gegen jede Unterstellung einer L?ge Moores vorgehen. Um auch publizistisch einschreiten zu k?nnen, richtete Moore sogar einen so genannten "war room" ein, in dem zwei ehemalige Clinton-Berater alle ?ber Moore ver?ffentlichten Artikel lesen und wenn n?tig sofort mit Gegendarstellungen aufwarten.
Nat?rlich l?gt Michael Moore in "Fahrenheit 9/11" nicht. Gleichwohl spielt er so virtuos mit Fakten, Zahlen und Zusammenh?ngen, dass man sich schon fast an die Methoden seines erkl?rten Erz-Feindes, der Regierung George W. Bushs, erinnert f?hlt. Auch die Bush-Krieger bedienen sich gerne eines kunstvoll gewobenen Verbindungsgeflechts aus Personen und Fakten, um ein Feindbild zu entwerfen. Dieses Netz konzentriert sich zumeist auf Osama Bin Laden oder Saddam Hussein. Michael Moore spielt dieses Spiel umgekehrt. Am Ende laufen alle F?denbei dem zum B?sewicht erkl?rten US-Pr?sidenten zusammen.
Im folgenden einige Beispiele, wie Moore seine Anti-Bush-Propaganda "Fahrenheit 9/11" als Dokumentation tarnt, Fakten einfach unerw?hnt l?sst, wenn sie seiner Argumentation in die Quere kommen, oder einfach zuspitzt, was das Zeug h?lt.
1. Die vermeintliche Flucht der Bin Ladens:
Nur ein Beispiel f?r Moores Spielerei mit den Fakten ist die behauptete Tatsache, dass ganz kurz nach dem 11. September viele Familienangeh?rige Osama Bin Ladens klammheimlich per Learjet vom US-Geheimdienst ausgeflogen worden seien. F?r Moore ein Beweis, dass die Bush-Regierung engen Kontakt zu Bin Laden und seiner Familie pflegte und durch die erm?glichte Flucht, deren genauen Zeitpunkt Moore wohlwissentlich verschweigt, m?gliche Mitwisser entsorgte. Als Kronzeuge daf?r tritt ein ehemaliger FBI-Agent auf, der lehrbuchgerecht aufsagt, dass man die Angeh?rigen von Verd?chtigen im Normalfall gern vernimmt. Dies sei im Fall Bin Laden absichtlich vers?umt worden.
Ohne den Bericht der unabh?ngigen Kommission zum 11. September w?re diese These wohl kaum angreifbar. Zu dumm aber, dass sich die Rechercheure der Kommission intensiv mit den omin?sen Privatfl?gen besch?ftigt haben, inklusive des so genannten "Bin Laden flight". Mit den Fl?gen wurden rund 160 Saudis zur?ck in die Heimat gebracht. Die Kommissionsmitglieder kommen im Fall der Bin Ladens zu dem Ergebnis, dass der spezielle Flug - der genau eine Woche nach dem Ende des Flugverbots am 13. September abhob - nicht zu beanstanden ist. Fast alle (22 von 26) der an Bord befindlichen Mitglieder der Bin-Laden-Familie seien durch das FBI befragt und registriert worden, sogar gr?ndlicher als bei der normalen Ausreise. Zudem fand die Kommission "keine Beweise f?r eine politische Motivation" der Fl?ge.
2. Die Saudi/Bin-Laden-Connection:
Die Verbindung des Terroristen Osama Bin Laden zu Saudi-Arabien taucht im Film mehrmals auf. Akribisch wird die These aufgebaut, die saudischen ?lbillion?re kontrollierten die US-Regierung und gro?e Teile der amerikanischen Wirtschaft. So wahr und sicher nicht immer positiv der Einfluss der Saudis durch ihr Geld auch ist, so suggestiv ist die Darstellung Michael Moores. Am Ende gewinnt man als Zuschauer den Eindruck, dass s?mtliche M?nner mit arabischer Kopfbedeckung, die auf Archivmaterial den f?hrenden US-Politikern die H?nde sch?tteln, mehr oder minder Mitglieder von Osama Bin Ladens al-Qaida sind. Dass der Terror-Papst schon vor vielen Jahren von seiner Familie versto?en und - entgegen gestreuter Medienberichte - nicht mit einem Milliardenerbe ausgestattet wurde, vergisst Moore nur allzu gern. Beide Fakten h?tte er auch im Bericht der 9/11-Kommission nachlesen k?nnen.
3. Die Saudi/Bush-Connection:
US-Pr?sident Bush mit dem saudischen Kronprinz Abdullah: Jeder Kopftuchtr?ger wirkt wie ein al-Qaida-Mann. Auch die von Moore geschilderte Verquickung der Bush-Familie mit Saudi-Arabien wirkt nur auf den ersten Blick spannend. Nat?rlich ist es gerade f?r Europ?er merkw?rdig, dass George Bush Senior als ehemaliger Pr?sident f?r die US-Firma Carlyle in Saudi-Arabien - und sogar mit der Bin-Laden-Gruppe Gesch?fte macht.
Doch h?tte Moore nicht auch erz?hlen m?ssen, dass die Bin-Laden-Gruppe einer der gr??ten Bauunternehmer der arabischen Halbinsel ist, an der man als ausl?ndischer Investor kaum vorbei kommt? H?tte er nach seiner Behauptung, die Carlyle-Gruppe verdiene ?ber R?stungstochterfirmen am Krieg gegen den Terror, nicht auch die Streichung eines Milliarden-Projekts von Carlyle durch die Bush-Regierung ansprechen m?ssen? W?re Moore wie ein journalistisch motivierter Dokumentarfilmer an das Thema herangegangen, h?tte der Saudi-Stoff sicher viel hergegeben. Dem Polemiker dient er indes nur zum Beweis der These, die Bush-Truppe sei korrupt.
Sp?ter im Film sprich Moore ganz bewusst nicht mehr ?ber Saudi-Arabien. Zu widerspr?chlich w?rde es auch werden angesichts der Tatsache, dass die USA erst Afghanistan und sp?ter den Irak angriffen. Was h?tten die so m?chtigen Saudis wohl gesagt, wenn die USA in Afghanistan - wie Moore es darstellt - tats?chlich nur wegen einer gewinnversprechenden ?l-Pipeline aus dem kaspischen Meer einmarschiert w?ren - und so den Einfluss der Saudis am ?lhahn geschw?cht h?tten? H?tten die streng gl?ubigen Scheichs und H?ter der heiligen St?tten wohl zugestimmt, wenn Amerika mit den Taliban eines der strengsten Islamisten-Regimes mit Streubomben aus dem Land verjagt? Und h?tten sie sp?ter auch den Feldzug gegen Saddam und sein Millionenvolk von gl?ubigen Muslimen erlaubt?
So interessant der saudische Einfluss ist, so kompliziert ist er auch. F?r Michael Moore aber m?ssen Gut und B?se klar benannt werden.
4. Was h?tte Bush in der Schule tun sollen?
Pr?sident Bush am 11. September in einer Kinderschule: Lose-Lose-Situation Unschlagbar mitrei?end ist Moore in seiner typischen Art der aktiven Reportage: Wenn er Kongressabgeordnete fragt, ob nicht auch ihre Kinder den t?dlichen Job auf den Stra?en Bagdads antreten wollen und auch gleich Brosch?ren des Milit?rs parat hat. Oder wenn er TV-Material von George W. Bush zeigt, der komische Grimassen schneidet, bevor er dem Irak per CNN den Krieg erkl?rt - und nach einem markigen Statement zum Terror erst mal einen Golfabschlag ("Watch this drive!") macht. In diesen Momenten schafft der Film etwas Einmaliges - er dokumentiert die Wirklichkeit und entlarvt das Polit-Business, und zwar ohne kommentierende Stimme aus dem Off.
Doch auch in diesen starken Momenten von "Fahrenheit 9/11" kann sich Moore seine plumpe Polemik nicht verkneifen. Minutenlang zeigt er George W. Bush, der sichtlich angeschlagen und ins Leere starrend in einer Schule sitzt, nachdem er die Nachricht von der Attacke auf das World Trade Center bekommen hat. Moore ?berlegt im Off, was Bush wohl gedacht haben m?ge und schlie?t messerscharf: Dieser Pr?sident wei? nie, was er tun soll.
Es ist eine sch?ne Szene in der einfachen Welt des Michael Moore, in der nur er selber gewinnen kann. W?re der Pr?sident aufgesprungen und h?tte wie Arnold Schwarzenegger zum Kampf gegen die Angreifer gebr?llt, w?re er f?r Moore der un?berlegte Cowboy aus Texas gewesen. H?tte er zu weinen begonnen, w?re er als reichlich feiger Amerikaner hingestellt worden. W?re er einfach aus dem Raum gegangen, h?tte er sich gedr?ckt. Eine klassische Lose-Lose-Situation.
5. Der vermeintlich friedliche Irak:
Besonders emotional, aber auch faktisch v?llig daneben, wird der Film, wenn Moore auf den Irak-Krieg zu sprechen kommt. Bilder von spielenden Kindern in den Stra?en Bagdads werden gezeigt, die ein friedliches Land darstellen sollen. Nichts hier ist b?se, suggeriert Moore - eine Wahrheit, die man trotz der vielen entlarvten L?gen der Bush-Regierung, aber vor allem wegen der vielen Berichte ?ber Folter und Unterdr?ckung unter Saddam Husseins Herrschaft, so nicht glauben kann. Dann kommen die Bombenattacken auf ein angeblich "souver?nes Land", wie Moore sagt. Doch wie souver?n war der Irak zu diesem Zeitpunkt, geschw?cht von Uno-Sanktionen und der internationalen Isolation? Wie souver?n ist ein Land mit einem Diktator wie Saddam Hussein ?berhaupt?
Am Ende des Films bleibt man mit einem flauen Gef?hl zur?ck. Was hat man gelernt? Dass die Bush-Regierung den Irak-Krieg mit fingierten Gr?nden und aus ganz anderen Interessen anfing, ist bekannt. Dass George W. Bush ein Cowboy mit einer Ranch in Texas ist, ebenfalls. Dass eine solche Regierung eigentlich nie wieder gew?hlt werden darf, ist vielen durch die Enth?llungen der letzten Monate klar geworden. Michael Moore hingegen beweist nur, dass man die falschen Mittel f?r eine richtige Sache einsetzen kann. Denn entlarvt wird die amerikanische Regierung durch seinen Film auf jeden Fall. Menschen, die an Fakten interessiert sind, lesen daf?r dicke Untersuchungsberichte von Kommissionen oder lange Leitartikel. Menschen, die lieber gut unterhalten werden wollen, schauen Michael Moore. So hat jeder seine eigene Welt.
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