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Sind „Ja“ und „Nein“ nur noch Klischees?

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  1. Autor dieses Themas

    jacquesjanda

    jacquesjanda hat kostenlosen Webspace.


    Die Welt wird von Tag zu Tag komplexer. Das liegt einerseits an der rasanten Entwicklung der technischen Geräte. Andererseits werden fast alle Richtlinien im Alltagsleben aufgeweicht und die erhoffte Freiheit endet nicht selten in einer Orientierungssuche.

    Einfachste Alltagsfragen lassen sich oft nicht mehr mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten, sofern ein Aussagewert enthalten sein soll.

    Hast du heute schon etwas gegessen? Äh, zählt das Essen um ein Uhr nachts auch?

    Funktioniert das Telefon? Äh, vermutlich ist der Akku leer.

    Kommst du morgen zum Treffen? Äh, ich habe meinen Terminplaner nicht dabei.

    Bist du gestresst? Äh, irgendwie schon, irgendwie aber auch nicht.

    Wirst du pünktlich sein? Äh, je nach Verkehrssituation ...

    Kennst du dich mit Computern aus? Äh, na ja, kommt darauf an ...

    Usw.


    Manchmal denke ich, dass wir die Kontrolle über uns selbst, will sagen, über unser Sein, komplett verloren haben. Vor lauter Möglichkeiten und unbestimmbaren Faktoren taumeln wir durch die Zeit und geben dabei Laute wie „äh“ oder „na ja“ oder „vielleicht“ von uns. Manchmal vermisse ich dieses klare „Ja“ oder das handfeste „Nein“, denn wenn eben diese Worte fallen, handelt es sich heutzutage nicht selten um Klischees, vorgefertigte Antworten, deren Aussagekraft in etwa dem „Gut“ bei der Frage „Wie geht es dir?“ entspricht.

    Egal ob zu sich selbst, zu Freunden oder zu Geschäftspartnern: Ein gesprochenes „Ja“ bedeutet soviel wie „derzeit tendenziell ja, je nach Situation kann es zum Nein werden und dann wiederum zu einem Ja, sofern sich die Gesamtsituation abermals ändert“

    Unsere „Gesamtsituation“ ist derart unbestimmt, dass wir nicht mehr Steuermann unseres persönlichen Lebens sind, sondern mürrische Matrosen, welche ihre Pflicht erledigen und dabei stets nach Treibgut Ausschau halten, das nahe genug vorbeischwimmt, um es zu ergreifen und in Besitz zu nehmen. Insofern hat „Ja“ und „Nein“ jede Bedeutung über den Moment hinaus verloren, denn „es“ treibt uns und was wir just in Händen halten, verblasst in jenem Augenblick, in welchem wir etwas Interessanteres entdecken, das ... äh ... na ja ... vielleicht greifbar wird.

    Nun, das ist ein Gedanke und mich würden andere Gedanken dazu interessieren. Meiner Meinung nach ist das, hm, so etwas wie eine Diskussionsgrundlage und ich wollte schon immer mal ein philosophisches Thema eröffnen. ;-)

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  3. kaetzle7

    Moderator Kostenloser Webspace von kaetzle7

    kaetzle7 hat kostenlosen Webspace.

    Ich glaube einerseits, wir wollen doch auch solche Antworten. Wenn jemand meine Frage einfach nur mit "ja" oder "nein" beantwortet, möchte ich doch auch, dass er seine Antwort präzisiert, also erklährt warum. Gerade in der Geschäftswelt ist es wichtig sein Gegenüber auch über mögliche Probleme, die auftreten könnten, aufzuklähren.

    Andererseits, wenn es um Fragen des persönlichen Befindens geht, wollen sich viele einfach nicht festlegen. Es kommt auf die Beziehung, die ich zu dem Fragenden habe, an. Wenn meine Frau mich fragt, wie es mir geht, dann antworte ich detailliert - anders ist es, wenn ein Arbeitskollege mich fragt.

    Aber du hast recht: Wir sind oft unsicher und wollen uns nicht festlegen. Ein klares "ja" oder "nein" bindet uns, wir wollen aber frei sein. Und unsere Vorstellung von Freiheit ist, ungebunden zu sein. Das ist aber auf Dauer schlecht in Beziehungen und wenn es darum geht, einmal Verantwortung zu übernehmen. Wer Verantwortung übernehmen will, muss auch zu seinem Wort stehen und die Konsequenzen tragen können. Das wollen wir eben oft nicht - das ist unbequem. Und so weit es uns gelingt, versuchen wir solche Situationen zu vermeiden.

    Noch ein kleiner Ausflug in die Politik: Die Tatsache, dass ein gesprochenes "ja" oft eben kein "ja" ist, fällt vor allem dort auf. Wenn ein Politiker "ja" sagt, dann hängt er noch eine ganze Wurst an Bedingungen daran, an die dieses "ja" geknüpft ist... Ein Politiker kann auch nicht einfach mit "ja" oder "nein" antworten. Er muss diese Antwort immer in einen ganzen Haufen von nichtssagenden Sätzen verpacken...
  4. w******s

    jacquesjanda schrieb: Einfachste Alltagsfragen lassen sich oft nicht mehr mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten, sofern ein Aussagewert enthalten sein soll.
    Auch wenn ich das in meinem Alter nicht sagen sollte, aber das war früher auch nicht anders! Nur die Fragen haben sich geändert. Ja schon, das Leben ist komplexer geworden. Dem würde ich zustimmen. Aber das bedeutet ja nicht unweigerlich, dass früher jede Antwort mit einem klaren Ja/Nein beantwortet wurde.
    Zudem gibt es heute auch noch Fragen, die ich guten Gewissens mit einem Ja/Nein beantworten kann.
    jacquesjanda schrieb: Manchmal vermisse ich dieses klare „Ja“ oder das handfeste „Nein“, denn wenn eben diese Worte fallen, handelt es sich heutzutage nicht selten um Klischees, vorgefertigte Antworten, deren Aussagekraft in etwa dem „Gut“ bei der Frage „Wie geht es dir?“ entspricht.
    Nö, wenn ich Ja/Nein sage, meine ich das auch so. Es gibt andere Floskeln, die ich benutze. Aber die reichen auch aus!
    jacquesjanda schrieb: Unsere „Gesamtsituation“ ist derart unbestimmt, dass wir nicht mehr Steuermann unseres persönlichen Lebens sind, sondern mürrische Matrosen, welche ihre Pflicht erledigen und dabei stets nach Treibgut Ausschau halten, das nahe genug vorbeischwimmt, um es zu ergreifen und in Besitz zu nehmen. Insofern hat „Ja“ und „Nein“ jede Bedeutung über den Moment hinaus verloren, denn „es“ treibt uns und was wir just in Händen halten, verblasst in jenem Augenblick, in welchem wir etwas Interessanteres entdecken, das ... äh ... na ja ... vielleicht greifbar wird.
    Das soll doch auch so sein. Warum sollte ich auf der alten Holzhütte bleiben, wenn die vorbeischwimmende Villa mit Swimming Pool viel gemütlicher ist?! Zudem bist du genau in diesem Moment Steuermann. Du entscheidest, auf was für "Treibgut" du dich einlässt. Das ist deine Entscheidung, die nur mit einem Ja (Dafür) oder Nein (Dagegen) getätigt werden kann. Und genau deshalb bist du Steuermann!
  5. e********l

    Es kommt ganz darauf an was die jeweilige Person hören und derjenige sagen will.
    Wenn man jmd. schnell eine Antwort geben will reicht ein Ja bzw. Nein. Wenn er dann nachhakt kommt halt die Erklärung. Und Frauen können eh nicht zwischen Ja und Nein wählen. Die umschreiben alles *duck und weg*
  6. k****o

    Hmm, ich glaube nicht, dass Du recht hast. Das Ja und Nein kaum noch verhanden sind ist wahr, aber war das nicht schon immer so? Betrachten wir einmal die allegenwärtigen Antwortmöglichkeiten:

    1) Du Antwortest auf eine Frage mit einer klaren Aussageabsicht mit einer klaren Ansage, in diesem Falle Ja oder Nein.
    Dies kannst Du machen, wenn die Antwort die Frage klar beantworten, dies ist nicht immer der Fall nehem wir mal die Frage:
    Du magst keine Gummibärchen, gell? Die Anwort darauf, kann ja oder nein sein. Nehmen wir mal das Nein, es ließe sich auf beide Arten lesen:
    a) Nein, ich mag keine Gummibärchen
    b) Nein, das stimmt nicht, ich mag Gummibärchen
    In diesem Falle verbiet sich eigentlich schon die Tatsache, nur ein klares Ja oder Nein abzusondern, weil es aussagelos ist, trotz klarer Antwort.

    2) Du Antwortest, trotz klare Aussageabsicht in der Fragestellung mit einem vollständigen Satz, zum Beispiel in der Frage:
    Musst Du schon gehen? Hier lassen weder Ja noch Nein eigentlich keine falsche Interpretation zu. Dennoch kann man beispielsweise Antworten Ich will den Bus noch bekommen. Dies kann aus einem Akt der Höfflichkeit geschehen, da man es (unserem Zeitgeist entsprechen) als unhöfflich betracht nur mit ja oder nein zu Antworten, oder man möchte dem Gesprächspartner mehr Information als die bloße Antwort zukommen lassen, was ihm ein besseres Verständniss der Antwort ermöglicht und somit evtl. weitere Frage erübrigt.
    Vorraussetzung für eine Satzantwort ist, dass es zeitlich möglich ist, was in unserer heutigen Zeit (trotz das alles schneller gehen muss) ehr möglich ist als frühr.

    Dies ist meine Betrachtungsweise, aus der jeder seine Schlüsse ziehen kann.
  7. sonok

    Moderator Kostenloser Webspace von sonok

    sonok hat kostenlosen Webspace.

    wenn man immer nur ja und nein verwendet, erhällt man auch keine (weiteren) informationen. normalerweise führt man zwischenmenschlich ja dialoge, und deren bestandteil sind halt nicht "ja" und "nein" ohne weitere informationen. das wäre sonst einfach unhöflich ...
    - warst du in der stadt?
    - ja.
    durchaus eine legitime antwort, nur ist sie wohl nicht genau daß, was der fragesteller beabsichtigte, als er fragte. wenn man so antwortet, ist man auf dem besten weg, das gespräch abzuwürgen

    ich denke also nicht, daß ganze sätze (subjekt + prädikat + objekt) eine erfindung der heutigen zeit sind.

    andererseits - fragen wie "kennst du dich mit dem computer aus" - das sind ja fragen, die einfach nur schwammig formuliert sind und keine klare aussage wie "ja" oder "nein" erhalten können. denn hier treffen ja zwei subjektive wahrnehmungen aufeinander, die keine objektive entscheidung (außer eventuell "nein") wiederspiegeln.

    verständlich? ja oder nein :biggrin:
  8. Autor dieses Themas

    jacquesjanda

    jacquesjanda hat kostenlosen Webspace.


    Ein schlichtes „Ja“ oder „Nein“ ...

    ... kann in manchen Situationen unpassend sein. Vielleicht liefert es zu wenig Informationen oder wirkt unhöflich. Das sehe ich genau so wie diejenigen, die dies angesprochen haben. Es ist sicherlich keine besonders gute Idee, alles mit einem einzigen Wort sagen zu wollen. Mich stört jedoch die Tatsache, dass ich im Alltag gar nicht mal so selten irgendwo zwischen „Ja“ und „Nein“ herumschwimme und noch nicht mal eine Tendenz auszumachen ist. Es geht mir dabei nicht so sehr um das Wort als solches, sondern um die innere Haltung, die sich weder auf die eine Seite („Ja“) noch auf die andere Seite („Nein“) bewegen lässt. Was soll der Fragesteller mit der Antwort „Äh, ich habe meinen Terminplaner nicht dabei“ anfangen? Er wollte wissen, ob ich zum Treffen komme und meine Antwort muss für ihn unbefriedigend sein. Bei einem „Ja“ oder „Nein“ wüsste er zumindest, ob er mit mir rechnen kann oder nicht.

    In Wirklichkeit ist nicht der abwesende Terminplaner das Problem, sondern die nicht gesetzten Prioritäten: Vielleicht ist mir zu diesem Zeitpunkt etwas anderes wichtiger und ich sage das Treffen ab. Vielleicht ist mir aber das Treffen wichtig und ich sage die anderen Termine ab. Mal sehen, wohin ich bis zu diesem Zeitpunkt abgetrieben bin ...

    Da stellt sich doch die Frage: Ist mir überhaupt klar, was mir wichtig ist? Das darf bezweifelt werden! Sieht vielmehr danach aus, als treibe jemand mit dichtem Nebel im Kopf etwas ziellos dahin. Mich stört das. Auf der einen Seite hat man sich alle Freiheiten genommen und kann noch in letzter Sekunde (innerlich) aus einem „Nein“ ein „Ja“ machen oder umgekehrt. Auf der anderen Seite hat man dabei nichts gewonnen, mal abgesehen von einer permanenten Unentschlossenheit. Und so frage ich mich, wie man „Steuermann“ sein kann, wenn man nicht in der Lage ist, zeitig Entscheidungen zu treffen und für diese die Verantwortung zu übernehmen? So einen fahrigen Typen, der immerzu seine Konzepte ändert und an keines wirklich glaubt, würde ich feuern! Und so könnte ich mich an manchen Tagen gleich mehrmals selbst feuern. ;-)

    Beispiel von heute:

    „Isst du mit?“

    „Hm ...“

    „Ja oder nein?“

    „Eigentlich bin ich nicht zum Essen hergekommen“

    ;-)

    Mir fällt spontan bei diesem „Ja, aber nur unter der Bedingung ...“ auch gleich die Politik ein. Vielleicht ist das kein Zufall. Jedes „Ja“ und „Nein“ zieht dort unmittelbar vielschichtige Konsequenzen nach sich. Die Welt ist verzahnt von Shanghai bis Kleinkleckersdorf. Passt das „Ja“ zum Parteiprogramm? Wie sieht es mit den Interessensverbänden aus? Könnte die Opposition mit einem „Nein“ vom „Ja“ profitieren usw. Am Ende entsteht ein Taktikspielchen oder ein ausgequalmter Schädel, der sich nicht mehr sicher ist, ob er richtig oder falsch spricht. Auf dieser Basis, also ohne emotionale Bindung an die Entscheidung und damit ohne wirkliches Verantwortungsbewusstsein, sehe ich keine Chance für einen „Steuermann“. Vielleicht halten die Politiker uns ganz ungewollt einen Spiegel hin, in welchem wir nicht nur sie, sondern auch uns selbst (im kleineren Rahmen, versteht sich) erkennen können?

    Was das schon immer so? Früher war die Welt zumindest weniger vernetzt. Weniger Technik war ebenfalls vorhanden. Man konnte also nicht viel anders, als sich mehr Zeit für das lokale Umfeld, die Mitmenschen, zu nehmen. Was sollte man sonst tun? So ohne Auto und Fernseher? Ohne Internet und Kreditkarten? Die Sorgen waren existentieller, die Freuden auch. In einer überschaubaren Welt kann man vermutlich nicht anders, als seine Rolle einnehmen. Es ist einfach alles viel zu konkret, um unkonkret zu bleiben. Ich denke schon, dass die Schnelllebigkeit der Technik und insbesondere das Internet tiefgreifende Veränderungen in der Denkweise der Menschen bewirkt. All diese Pseudo-Entscheidungen, die nur für den Moment gedacht sind, funktionieren prima in einer superschnellen Welt ohne Grenzen. Nur, bin ich wirklich noch „Steuermann“, wenn ich mein „Ja“ innerhalb von Sekunden revidiere, weil ich auf eine noch interessantere Sache gestossen bin, welche bei näherer Betrachtung ihre Verlockungen nicht halten kann? Ist dieses endlos-ziellose Hin und Her noch mit der Tätigkeit eines „Steuermanns“ vereinbar?

    Mag ich Gummibärchen? Die modern-konsequente Antwort würde wohl lauten: „Ja, sofern du nichts besseres anzubieten hast“ ;-)

    (Sorry, kanexo, dass ich nur auf diesen einen Satz von dir eingegangen bin, denn deinen Beitrag fand ich ebenfalls sehr aufschlussreich und interessant)
  9. Ich glaube, dass man heut zu Tage nur noch JA oder NEIN sagt weil einem einfach die Zeit für komplexere Antworten fehlt. Wenn ein Banker (dummes Beispiel) entscheiden muss, ob er nun die Aktie kaufen will oder nicht, dann hat er nur wenig Zeit und schreit halt "Ja, ich kaufe" und nicht "Ich bin zu dem Entschluss gekommen diese Aktie zu kaufen", oder lieg ich da falsch?
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