Oh, du schöne Spargelzeit
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Ich bin keine Freundin schneller Urteile. Ich warte lieber ab, beobachte. Aber es gibt Ausnahmen. Das tag/jahr">Jahr 2010 zum Beispiel.
Es ist nicht einmal zur Hälfte rum, und wir können schon sicher sein: Das ist ein Jahr zum Schreddern!
Die Hiobsbotschaften jagen einander mit einer Geschwindigkeit, dass die Boulevardpresse kaum mehr hinterherkommt. Es ist schon die Genehmigung größerer Buchstaben für die Schlagzeilen verlangt worden, so miserabel sind die Nachrichten.
Naturkatastrophen, Finanz- und Währungskrisen, Traumschiffbrand, Ballack verletztn und auch Koch und Köhler schmeißen den Löffel hin.
Das Maß ist längst voll und nun kommt auch noch dies dazu: Spargel- und Erdbeerzeit schwächeln wegen der Schafskälte enorm.
Gut, die genmanipulierten Hybrid-Erdbeeren werden bis in den Spätsommer hinein geerntet, ähneln geschmacklich jedoch eher ranzigen Tofu-Pralinen.
(Hier nun der Sieger der Erdbeerwitz-Weltmeisterschaften, der beweist, dass Smalltalk hohe Kunst ist und Kunst krachend scheitern kann: Ein Kleingärtner zum anderen Kleingärtner: „Für die Erdbeeren nehme ich immer Pferdemist!“ Der Andere ganz erstaunt: „Interessant… wir nehmen immer Schlagsahne!“)
Aber dass es den Spargel so heftig erwischt hat, ist schon dramatisch. Dabei ist der Spargel für die Deutschen ein sinnstiftendes Gemüse, das ihnen – zumindest in dem Zeitraum – eine gemeinsame Identität gibt. Beim essbaren Elfenbein ist sich das Volk einig: Aus hiesigem Anbau muss er kommen.
Deutscher Spargel schlägt jede Konkurrenz vernichtend, sowohl optisch als auch geschmacklich. Sollen die Franzosen doch an ihrer getrüffelten Cuisine ersticken und die Italiener mit ihrer olivenölsatten Pasta hundert Jahre alt werden., „deutscher“ Spargel mit „deutschem“ Katenrauchschinken und einer Sauce Hollandaise, in der der Löffel stehen bleibt, das ist dann „deutsches Sommermärchen“ – quasi auf´m Teller.
Doch ich finde – ehrlich gesagt – den griechischen und spanischen Spargel auch sehr schmackhaft, zumal er meist lustige, violettfarbene Köpfe hat. Aber in diesem Frühling boten nicht mal mehr Kampfpreis-Discounter die preiswerten Stangen aus dem Mittelmeerraum an.
Es musste partpout „deutscher Spargel“ sein, am liebsten aus der Heide.
Doch damit könnte bald Schluss sein. Denn anscheinend war das mit der Klimaerwärmung alles Humbug: Einstellige Temperaturen bis in den Juni, Dauerregen und Überschwemmungen, die Packeisgrenze schiebt sich bis kurz vor Hamburg runter…
Da werden wir bald wieder statt zartem Spargel winterfeste Kohlrabi in Mehlschwitze mit Kartoffelbrei und durchwachsenem Speck verzehren müssen.
So schlecht ist das gar nicht – das ist ausschließlich ein Image-Problem des Kohlrabi.
Schließlich hat unsere Elterngeneration mit solch einer Brachial-Event-Küche ein bis zwei Weltkriege durchgestanden und trotzdem werden (wurden) sie auch alle gefühlte hundert Jahre alt…..
Viel geschrieben, nichts gesagt… ihr seht es mir hoffentlich nach Es hat hier den ganzen Tag wie aus Kübeln geschüttet, mir war heut einfach mal danach.
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quadratpurzel schrieb:
Viel geschrieben, nichts gesagt…
Nichts wäre übertrieben, zumindest, was die Quantität angeht.
Zum Spargel: Ja, ich bin Verfechter des saisonalen, einheimischen Gemüses. Nicht nur, daß der aus Südeuropa importierte Spargel, allein auf Grund der Transportstrecke, an Frische vermissen läßt. Er ist auch wegen der enormen Energiekosten für den Transport zum heimischen Vegetabblienhändler ein NoGo.
Was die Erdbbeere anbetrifft, gilt Vergleichbbares.
Wir sollten uns wieder angewöhnen, das zu essen, was jahreszeitlich in unserer jeweiligen Region verfügbar ist. Nicht nur, daß der vorherige Verzicht diese Dinge deutlich interessanter macht, es spart auch Energie und Nerven (wegen weniger Transportmittel, die uns auf der Autobahn ausbremsen.).
Wer an Stelle "natürlich" gereifter Feldfrüche auf gentechnisch Verändertes zurückgreift, hat es nicht besser verdient, als, zumindest geschmacklich, enttäuscht zu werden.
Ökologie heißt auch, zur rechten Zei genießen, was die Natur gerade anbietet. Dies beachtent, werdet ihr langfristig auch mehr Vergnügen am Essen haben. Wenn sich das Klima ändert, sollte sich auch der Speiseplan ändern, nicht der Transportweg
Katastrophen in Sport, Entertainment und Politik sind eh nur temporär beachtetes Beiwerk, von dem sich irrelevantes Volk (Douglas Adams hat solch Wesen nicht ohne Grund zusammen mit Telefondesinizierern und Versicherungsvertretern in die Isolation eines fremden Planeten verwiesen. ) ernährt.
FF
Beitrag zuletzt geändert: 8.6.2010 5:02:39 von fatfreddy -
Dein Argument, was den saisonalen Speiseplan und die unnötigen Transportwege angeht, leuchtet mir ein :-)
Leider war´s bei uns so, dass die Ernte unseres einzigen Spargefeldes (1A Qualität, knapp 2 km Fußweg) immer schon um ca. 8 Uhr morgens komplett ausverkauft war… klar, wenn dass die einzigen Probleme sind, dann kann man nur „meine Sorgen möcht´ ich haben“ denken...
Deinen Satz „Ökologie heißt auch, zur rechten Zeit genießen, was die Natur gerade anbietet.“ werde ich mir mal merken. Der gefällt mir nicht nur gut, er stimmt sogar :-)
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fatfreddy schrieb:
...
Wie meist immer, meine volle Zustimmung! Alleine schon, weil ich den Salat von "um die Ecke" auch mal ein oder zwei Tage liegen lassen kann ohne dass dieser kaputt geht. Zudem freut sich die regionale Wirtschaft. Und da ist mir das auch egal, wenn der Salat 5 Cent teurer ist, was aber sowieso meist nicht der Fall ist.
Was den Spargel anbelangt ist es bei mir allerdings eher so, dass mir der Geschmack nicht wirklich was gibt und deshalb ess ich Spargel zwar, wenn es mal wo einen gibt, aber selber machen würde ich mir keinen
Für mich schmeckt der einfach nach nichts und den aus der Dose mag ich net wirklich.
Beitrag zuletzt geändert: 8.6.2010 8:00:51 von karpfen -
fatfreddy schrieb:
Ökologie heißt auch, zur rechten Zei genießen, was die Natur gerade anbietet. Dies beachtent, werdet ihr langfristig auch mehr Vergnügen am Essen haben. Wenn sich das Klima ändert, sollte sich auch der Speiseplan ändern, nicht der Transportweg
FF
Dem kann ich nur zustimmen denn zu jeder Jahreszeit jegliches Obst und Gemüse kaufen zu können hat sich eindeutig negativ auf den Geschmack und die Qualität der Produkte ausgewirkt.
Es gibt nichts besseres als Salat aus dem heimischen Garten oder vom Freiland zu essen. Die Spargelernte fiel dieses Jahr bedingt durch das Wetter eher mässig aus. Ich habe aber das Glück dass sich direkt vor meiner Haustür ein Spargelanbau befindet
und ich ihn dort recht günstig erwerben kann.
Die Freilanderdbeeren schmecken einfach besser deswegen verzichte ich auch bereits im März Erdbeeren zu kaufen denn diese schmecken nach nichts einfach nur wässerig. Tomaten pflanze ich meistens selber die sind dann schön sonnengereift - denn selbst die spanischen Tomaten sind nur noch Treibhausprodukte.
Ich habe mich entschlossen Produkte nur jahreszeitbedingt zu kaufen wenn möglich direkt vom Bauern es gibt davon in unserer Gegend reichlich.
Grüsse Malia -
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