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Kurzgeschichte: Die Frau auf der Bank

lima-cityForumSonstigesLiteratur und Kunst

  1. Autor dieses Themas

    s*******t

    Soderla, meine dritte Kurzgeschichte. Ich hoffe sie gef?llt euch besser als die Letzte ^^

    Die Frau auf der Bank
    Sven W. Busch - 09.07.2006

    Da sitzt sie wieder. Schon seit Wochen sehe ich sie jeden Tag dort sitzen. „Warum sitzt sie dort?“ schie?t es mir wieder unweigerlich durch den Kopf. Jedes Mal wenn ich vorbei komme sitzt sie dort. Ein junges h?bsches Ding ist sie. Sch?tzungsweise 20 Jahre alt, gut gebaut. An windigen Tagen kann man einzelne Str?hnen ihrer langen Haare im Wind wehen sehen. Ich gehe langsam an ihr vorbei um sie genauer zu mustern. Stehen bleiben. Vielleicht sollte ich stehen bleiben um sie mir genauer anzusehen. Aber was w?rden die Leute dann denken? Oder was ist wenn sie ihren traurig geneigten Kopf pl?tzlich aufrichtet und mich ansieht? Was tue ich dann? Sie sieht wirklich traurig aus. Ich bin nun fast dran vorbei. Ihre H?nde sehen wundersch?n aus. Ich sehe wieder nach vorne und gehe weiter meinen Weg auch wenn meine Gedanken wieder bei ihr h?ngen bleiben.

    Ob sie dort sitzt? Es blitzt, donnert und regnet da drau?en als wolle der liebe Gott die Sinnflut wiederholen. Ich sehe hinaus uns seufzte. Ich muss da raus, ob ich will oder nicht. Diese elenden Medikamente. Sie haben Mutter wahrscheinlich schon jahrelang am Leben gehalten. Ich hoffe dass es mir nicht so ergehen wird. Ans Bett gefesselt, keine Kraft um selbst aufzustehen und den ganzen Tag mehr Medikamente zu mir nehmen als feste Nahrung. Ich stelle meiner Mutter noch ein paar Butterkekse und eine Tasse Tee hin, dass sollte gen?gen bis ich wieder da bin. Ich verlasse das Haus und gehe richtung Apotheke.

    Da sitzt sie. Wie kann man bei diesem Sauwetter dort sitzen? Die Regentropfen laufen ihre Wangen herab wie dicke Tr?nen. Sie bewegt sich nicht und ist so nass, dass man durch ihre d?nne Kleidung ihre Haut sehen kann. Wie gerne w?rde ich sie ansprechen und fragen warum sie dort sitzt. Aber wie wird sie reagieren? Ich meine jeder hat einen Grund zu tun was er gerade tut. Ich bin in diesem Regen um Medikamente zu holen. Aber warum sitzt sie dort? Der Wind pfeift und l?sst ihre durchn?ssten Haare in alle Richtungen wehen. Sie verzieht keine Miene, blickt nur traurig zu Boden. Wieder gehe ich an Ihr vorbei, ohne sie anzusprechen. Den Einkauf in der Apotheke f?hre ich wie von selbst durch, meine Gedanken h?ngen die ganze Zeit an ihr. Auf dem R?ckweg werde ich sie ansprechen. Ich nehme die Medikamente, verabschiede mich und gehe wieder in den Sturm hinaus. Schnellen Schrittes zu der Holzbank unter der Linde auf der sie sitzt. Sitzen muss.

    Sie sitzt noch immer dort. Wie traurig sie wirkt. Als ich sie sehe verlangsame ich wieder meinen Schritt. Der Regen ist mir egal, ich sehe nur sie. Ich fasse all meinen Mut zusammen und gehe auf sie zu. Die Gedanken ?berschlagen sich. Ich n?here mich, Meter f?r Meter. In meinem Kopf rasen die Gedanken. Was wird geschehen? Ich stehe vor ihr und schaue auf sie herab. Ihr Haar ist so nass, dass sich dass Wasser kleine B?che zwischen den Haaren geschaffen hat an denen es herunter laufen kann. Es l?uft ?ber Ihre Wange, sammelt sich an ihrem Kinn und tropft schlie?lich hinab. Sie reagiert nicht, kein Wort, keine Bewegung. Ich m?chte sie ber?hren, mich vergewissern dass sie echt ist, aber ich wage es nicht. Eine pl?tzliche Panik ergreift mich und ich renne mit den Medikamenten nach Hause.

    Mutter ist tot. Der Arzt hat es heute Morgen best?tigt. Ihr Zimmer ist leer. Meine Gedanken auch. Ersch?pft und unendlich M?de liege ich im Bett und schlafe ein.

    Sitzt sie grad dort? Pl?tzlich schiesst mir der Gedanke durch den Kopf. Unerwartet. Mitten in der Nacht. Neugier fasst mich. Neugier, die den Schmerz ?ber den Tod meiner Mutter f?r ein paar Minuten verdr?ngt. Ich stehe auf und ziehe mich an. Hastig und nicht besonders sorgf?ltig. Aber wem begegnet man schon Nachts auf der Stra?e. Wem, ausser ihr? Der Gedanke ist Motivation genug sich doch noch ordentlich herzurichten. Schnellen Schrittes verlasse ich die Wohnung.

    Sie sitzt nicht dort. Ich renne zu der Bank weil ich meinen Augen nicht traue. Ich fasse an die Stelle an der sie immer sa?. Meine Hand schnellt durch das Nichts. Ich lege meine Hand auf die Stelle die immer durch sie besetzt war. Ich f?hle dass vom n?chlichen Tau feucht gewordene Holz. Streiche ?ber die Bank. Nichts. Sie ist nicht da. Ich bin unglaublich entt?uscht. Traurig. Ich stelle mir vor wie sie dort sitzt. Stelle mir vor wie ihr Haar im Mondschein gl?nzt und eine Tr?ne ihre Wange herunterrollt. Wie ich ihre wundersch?ne Hand nehme und mit beiden H?nden umschlie?e um sie zu w?rmen. Wie ich vor Ihr knie und zu Ihr heraufschaue, in Ihr trauriges Gesicht. Ich sp?re Ihre H?nde nahezu und kann sehen wie sich auf Ihrem Gesicht ein L?cheln ausbreitet. Ich setze mich neben sie und halte ihre Hand. Sehe sie gl?cklich an.

    Sie ist weg. Dieser Gedanke macht mich wahnsinnig traurig. Sie war nicht da. War sie ?berhaupt jemals dort? Habe ich sie mir nur eingebildet wie ich es eben tat? Ich entschlie?e mich auf sie zu warten. Ich schaue immer wieder in alle Richtungen, in der Hoffnung dass sie kommt. Sie muss kommen. Wochenlang sa? sie immer hier. Warum also jetzt nicht? Wo ist sie?

    Sie kommt nicht. Der Morgen graut und die ersten Leute kommen vorbei. Um sie nicht sehen zu m?ssen, sehe ich zu Boden. Was w?rden sie denn von mir denken wenn sie in meinem Gesicht s?hen dass ich auf jemanden warte. Stundenlang. Sie w?rden denken ich w?re versetzt worden oder so etwas. Also starre ich auf meine Schuhe. Traurig lege ich meine H?nde in den Scho? und warte. Sie wird kommen, dessen bin ich mir sicher. Eine Tr?ne rollt meine Wange herunter, bis zum Kinn und f?llt zu Boden.

    Ich sitze hier. Und warte weiter. Die Mittagssonne brennt in meinem Nacken doch ich sp?re es kaum. Entt?uscht und traurig harre ich aus. Ich muss aussehen wie Sie. Der Gedanke macht mich noch trauriger. Jemand gr??t mich, doch ich ignoriere es. Ich reagiere nicht. Ich bin wie versteinert und warte. Ich warte auf Sie und wenn ich bis an mein Lebensende hier sitze. Mutter ist tot und ich habe keinerlei Verpflichtungen. Sie wird kommen. Irgendwann. Ich wei? es.
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  3. Mhh.. wie immer sehr ansrepchend, ert recht wenn man unter der Oberfl?che kratzt.

    Du hast es mal wieder geschafft mich stutzig zu machen. Ich verstehe den inhalt nicht ganz. Man kann ihn mal wieder ins unendliche hinaus interpretieren. Es k?nnte hei?en, dass du nie den mut hattest jemand bestimmtes anzureden, und als du dich dann doch trautest war sie unerreichbar f?r dich. Aber dann wolltest du sie doch nicht aufgeben. Es k?nnte aber auch etwas ganz anderes bedeuten.


    Sehr sch?ne Geschcihte, gef?llt mir wiklich gut. =)
  4. t****y

    Ich finde die Kurzgeschichte auch sehr interessant!
    Ich denke mal die Frau hat auch auf jemanden gewartet, der nicht wiederkam und deswegen hat sie auf nichts mehr reagiert.
    Gef?llt mir echt gut!
    Ich habe deine 2. Kurzgeschichte garnicht gelesen, das sollte ich mal nachholen.

    Beitrag ge?ndert am 16.07.2006 23:15 von t3remy
  5. Autor dieses Themas

    s*******t

    Danke f?r die Blumen ^^

    Ich bin dabei die Geschichte etwas zu ?berarbeiten und melde mich wieder wenn sie lesbarer geworden ist...

    Es wiederholen sich einige Worte immer wieder, dass st?rt den Lesefluss ungemein...
  6. *Daumen hoch* Super Geschichte! Muss ich echt sagen. Auch wenn es "nur" eine kurz Geschichte ist, SUPER!
    EINS A
    Schreib mal weiter. Das h?rt sich gut an, auch wenn ich leider sagen muss, das ich deine anderen Geschichten noch nicht gelesen habe. Werd ich aber nachholen.
    Mach weiter so!
  7. WOW


    Sehr gute Geschichte. Spannend, aufregend und mit offenem Ende!

    W?rd mich interessiern ob du f?r dich pers?nlich ein Ende gefunden hast?

    Ich hoffe es gibt noch mehr von dir ;-)

    MfG
    .i

  8. Autor dieses Themas

    s*******t

    Und nochmal ^^

    Danke auch euch f?r das viele Lob. Ich habe mich entschlossen die Geschichte doch nicht zu ?berarbeiten, nicht wegen den vielen Lobes, sondern weil ich mich hingesetzt habe und es versucht habe aber... es geht nicht. Die Geschichte ist in meinen Augen richtig so und sollte nicht ver?ndert werden ^^ Gegenteilige Meinungen h?re ich mir gerne an ^__^



    pointi schrieb:

    W?rd mich interessiern ob du f?r dich pers?nlich ein Ende gefunden hast?



    Nein... noch habe ich kein Ende gefunden... aber die Zeit wird schon eins schreiben ^^ Denn dass ist dass Sch?ne an Geschichten die aus dem Leben kommen... Sie enden nie...
  9. ~Only the endless story told live...~

    Hey. Jetzt habe ich Kritik. Ein Schreiber sollet selbst immer eine pers?nliche Aufl?sung zu Situationen, Fragen oder ?hnlcihem die er selbst schreibst parat haben. Das hast du in diesem Falle scheinbar nicht. Vielleicht f?llt es dir deshalb schwer die Geschcihte zu ?berarbeiten. Du wei?t nicht worauf du zuarbeitest. Dadurch wei?t du nicht was du besser machen aknnst um das Ziel zu erreichen.


    Das w?re mein einziger Kritikpunkt bei der Sache.
  10. Autor dieses Themas

    s*******t

    adrians schrieb:
    Ein Schreiber sollet selbst immer eine pers?nliche Aufl?sung zu Situationen, Fragen oder ?hnlcihem die er selbst schreibst parat haben.


    Gilt die Erkenntniss dass es in dieser Geschichte f?r jeden Menschen, je nach Erlebtem und damit in verbindung gebrachtem, eine andere Aufl?sung gibt nicht als Ziel welches ich verfolgt habe?

    Wie die Geschichte f?r mich selbst weitergeht werde ich noch sehen... sie l?uft noch...
  11. Nun, wir werden sehn was deine Geschichte f?r ein Ende bringt, und ich w?rde mich freuen wenn du sie in Worte fasst und hier postest =)

    Deine Geschichten sind interessant und sprechen mich an. Au?erdme sind sie genau von der Art, die zum Denken anregt. Genau richtig =)

  12. Deine Geschichten sind interessant und sprechen mich an. Au?erdme sind sie genau von der Art, die zum Denken anregt. Genau richtig =)


    Geanu und damit das beim denken bleibst, w?re es besser ein offenens Ende zu haben, sonst ist es nicht mehr soviel zum Nachdenken.


  13. Deine Geschichten sind interessant und sprechen mich an. Au?erdme sind sie genau von der Art, die zum Denken anregt. Genau richtig =)


    Geanu und damit das beim denken bleibst, w?re es besser ein offenens Ende zu haben, sonst ist es nicht mehr soviel zum Nachdenken.



    Stimmt nicht so ganz. Das Ende, dass er vorstellen k?nnte, k?nnte die Situation aufl?sen und die Situation kl?ren. Es best?nde kein Nachdenkbedarf mehr. Allerdings k?nnte es auch noch mehr Fragen aufwerfen und die Geschichte gleichzeitig zu einem geschlossenen Ende bringen.

    Kurzgeschichten haben viele Aspekte die beurteilt und ber?cksichtigt werden m?ssen. Viele Kriterien m?ssen erf?llt sein und manche Sachen soltle man lieber g?nzlich weglassen. Ein offenes Ende geh?rt zu den Kriterien, ist aber nicht zwingend n?tig. Man k?nnte auch ein geschlossenes Ende schreiben, das mehr Fragen aufwirft, als es kl?rt und trotzdem die geschichte abschlie?t. Freilig ist es schwer, aber es ist m?glich. Und so wie ich Sendezeit kenne schafft er das sogar^_^
  14. Autor dieses Themas

    s*******t

    Oha ^^

    Danke f?r die Blumen adrians aber ich denke die Geschichte ist so wie sie ist fertig.

    Ich werde kein geschlossenes Ende schreiben, da die Geschichte in der Realit?t auch noch keins hat. Und ob ich mich sp?ter, wenn es zu einem ende kommt nochmal in die gedankeng?nge die ich beim schreiben dieser geschichte hatte, die gef?hle die ich hatte hinein versetzen kann ist fraglich.

    Aber es freut mich zu wissen, dass euch meine Geschichten gefallen und ihr mehr wollt ^^

    Wann die n?chste kommt? Wer wei? dass schon...

  15. Oha ^^

    Danke f?r die Blumen adrians aber ich denke die Geschichte ist so wie sie ist fertig.

    Ich werde kein geschlossenes Ende schreiben, da die Geschichte in der Realit?t auch noch keins hat. Und ob ich mich sp?ter, wenn es zu einem ende kommt nochmal in die gedankeng?nge die ich beim schreiben dieser geschichte hatte, die gef?hle die ich hatte hinein versetzen kann ist fraglich.

    Aber es freut mich zu wissen, dass euch meine Geschichten gefallen und ihr mehr wollt ^^

    Wann die n?chste kommt? Wer wei? dass schon...



    Nach langer Zeit stöber ich wieder hier rein um die Geschichte zu lesen und jetzt ist mir noch eine, für mich persönlich wichtige Frage, eingefallen.
    Ist dies genauso passiert? Also eine "Erfahrungs"geschichte ?
    Oder sind das Gefühle verkörpert?
    Wie bist drauf gekommen???

    mfg

    m16
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