Kampfkunst gleich Selbstverteidigung?
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Hallo, ich betreibe nun seit ein paar Jahren Karate. Dabei habe ich mich mit dem Karate als Bewegungskunst, Philosophie und Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Dabei ist mir eines immer mehr gedämmert, was ich nun für einen weit verbreiteten Denkfehler halte. Wenn man heute Kampfkunst nennt, kommt oft im selben Atemzug auch noch "Selbstverteidigung". Zurecht? Ich denke nicht. Zwar preisen sich viele Dojos gerne an und schreiben sich ein exzellentes Selbstverteididungssystem auf die eigenen Fahnen, doch was sie lehren ist oft nur ein verwässerter Breitensport. Bevor ich meinen Standpunkt konkreter ausführe, würde ich gerne wissen, wie andere das vielleicht sehen und ein paar Antworten abwarten.
Cheers. -
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ich mache seit Jahren schon Judo, was ich mehr als Selbstverteidigung sehe, als als Kampfsport. Bei Judo lernt man vor allem richtig und sicher zu fallen und den Kopf zu schützen. Man kann natürlich auch beim Judo angreifen, aber man lernt hauptsächlich sich zu verteidigen.
Wie das beim Karate ist weiß ich nicht, aber was ich so weiß ist, dass man beim Karate auch sehr viele Schlag- und Tritttechniken lernt, die ich dann schon mehr als Angriff sehe, als wie beim Judo durch geschickte Bewegungen das Gleichgewicht zu brechen. Hinzufügen muss ich, dass es auch noch "Judo-Selbstverteidigung"(wie es der Verein nennt) oder wie viele andere(und ich) es nennen "Street-Judo".
Dies ist bei uns ab 18 und nicht ohne Grund. Hier werden auch gefählichere Schlagtechiken gezeigt, die mit dem "normalen" Judo verbunden werden.
Hierbei finde ich den Namen "Street-Judo" angebrachter, da man eben darüber hinaus sich zu verteidigen, auch lernt, den Angreifer oder Gegner außer Gefecht zu setzen.
mfg
hk1992 -
Hallo, ich betreibe nun seit ein paar Jahren Karate. Dabei habe ich mich mit dem Karate als Bewegungskunst, Philosophie und Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Dabei ist mir eines immer mehr gedämmert, was ich nun für einen weit verbreiteten Denkfehler halte. Wenn man heute Kampfkunst nennt, kommt oft im selben Atemzug auch noch "Selbstverteidigung". Zurecht? Ich denke nicht. Zwar preisen sich viele Dojos gerne an und schreiben sich ein exzellentes Selbstverteididungssystem auf die eigenen Fahnen, doch was sie lehren ist oft nur ein verwässerter Breitensport. Bevor ich meinen Standpunkt konkreter ausführe, würde ich gerne wissen, wie andere das vielleicht sehen und ein paar Antworten abwarten.
Cheers.
ich mache auch seit nun einigen Jahren Karate.
Ich denke es hängt auch von den unterschiedlichen Stilen ab. Ich betreibe Shotokan. Funakoshi hat einige Regeln aufgestellt, die eigentlich zeigen das Karate wie es einmal gedacht war heute kaum noch betrieben wird:
Dojo nomino karate to omou na.
Karate ist nicht nur im Dojo.
Karate ni sente nashi.
Im Karate gibt es kein Zuvorkommen. (Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.)
Karate-do wa rei ni hajimari, rei ni owaru koto wo wasuruna.
Vergiss nie: Karate beginnt mit rei und endet mit rei. (rei bedeutet: Respekt, Höflichkeit)
Karate ist heute für die meisten nur eine Sportart, nicht der Lebensweg.
Die Philosophie ist ja kaum noch existent. Was ich äußerst bedauerlich finde.
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Moin
Ich denke dass gerade Karate heute von vielen nicht mehr zum Kampf, sondern nur noch zum Wettkampf gelehrt wird. Nur die wenigsten können noch wirklich "draufhauen", die meisten bremsen ihre Schläge schon in der Luft ab, da echte Treffer zu Punkteabzügen und Disqualifizieung führen können.
In meinem Dojo praktizieren wir seit kurzem mit Schutzkleidung, wodurch wir etwas kräftiger zuschlagen können (Bsp: Mae-Geri mit voller Kraft in den Bauch, Mawashis voll innen Kopf,etc). Hier lernt man, sich besser zu dekcne, denn wenn der andere mich im Wettstreit eh nicht innen Bauch haut, wieso sollte ich ihn dann decken?
Als gute Ergänzung hab ich jetzt noch mit Muay Thay angefangen, wo das Training um einiges brutaler ist.
Karate ni sente nashi.
Im Karate gibt es kein Zuvorkommen. (Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.)
Das ist so nicht ganz richtig, schliesslich wird man gelehrt, den Angriff sofort zu sehen und dann aufgrund der eigenen Schnelligkeit den ersten Treffer zu landen.
Es ist nur untersagt, aufgrund kämpferischer Überlegenheit anzufangen bzw. auf andere loszugehen.
mfg
kt -
hk1992: Richtig zu fallen ist schonmal ein essentieller Bestandteil der Selbstverteidigung, der tatsächlich oft vernachlässigt wird. Judo bezieht sich auf die kürzeste Kampfdistanz, das Ringen. Ist meiner Ansicht nach sehr authentisch, da die meisten unvermeidbaren Kämpfe wohl auf sehr kurze Distanz beginnen. Wieweit das Judo ansonsten Selbstverteidigungsbezogen ist, weiss ich nicht wirklich. Ich bin bis zum gelben Gurt gekommen und das ist auch schon einige Zeit her.
milchreis: Das sind Auszüge aus den Niju Jo, die ich für sehr wichtig für das Karate halte. Deutsches Karate wurde zweimal angepasst und geändert: einmal in der Japanisierung und dann während der Eindeutschung, es ist also nicht verwunderlich, dass einiges auf der Strecke geblieben ist. Ich bin auch der Meinung, dass das heutige Karate ein völlig anderes ist, als es mal war. Früher wurde in Erwägung gezogen, die japanischen Marinesoldaten im Karate auszubilden. Man entschied sich doch dagegen, weil man es für zu gefährlich hielt und nicht wollte, dass so ausgebildete Leute bei der Marine rumlaufen. Schaut man sich das Karate heute an, kann man das kaum glauben. Es muss also mal sehr anders ausgesehen haben. Kommt dem schon sehr nahe, worauf ich hinaus wollte.
klengenterrorist:
Karate ni sente nashi.
Im Karate gibt es kein Zuvorkommen. (Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.)
Das ist so nicht ganz richtig, schliesslich wird man gelehrt, den Angriff sofort zu sehen und dann aufgrund der eigenen Schnelligkeit den ersten Treffer zu landen.
Es ist nur untersagt, aufgrund kämpferischer Überlegenheit anzufangen bzw. auf andere loszugehen.
Das ist so nicht ganz richtig. Was gelehrt wird, ist von Lehrer zu Lehrer verschieden, die Niju Jo sind als allgemeine Leitsätze für das Karate und allem was dazugehört. Diese Leitsätze können auf unterschiedlichste Art und Weise interpretiert werden. Ein Beispiel:
Hito no teashi o ken to omoe.
Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.
Bedeutet das nun, dass man bei Partnerübungen vorsichtig sein sollte? Vielleicht sagt es auch, wie man Hände und Füsse wahrnehmen sollte: Schwerter waren früher eine unglaubliche Kostbarkeit, sie wurden gepflegt, von Generation zu Generation weitergegeben (naja, das ist bei Händen und Füssen wohl etwas schwieriger) und niemals leichtfertig gezogen. Oder noch viel konkreter -vielleicht ist es ein Hinweis auf den Schwertkampf, bei dem in aller Regel erst die Waffe bewegt wurde, sozusagen einen sicheren Platz für den Körper "freigehalten" hat, und erst anschliessend der Körper hinterherbewegt.
Wie man sieht, kann man hier unmöglich die "wahre Interpretation" herauskristallisiern. Alleine schon deshalb, weil Funakoshi schon lange tot ist und niemand weiss, was er sich gedacht hat, als er diese Regeln aufgestellt hat.
Was wir aber machen können ist, sie anzuschauen und zu versuchen, aus verschiedenen Blickwinkeln zu untersuchen.
Ich denke, dass sie vor allem als Bunkairegeln zu entschlüsseln sind.
Karate ni sente nashi könnte als Bunkairegel bedeuten, dass man immer zuerst den Gegnerischen Zug abwartet und darauf Reagiert, bzw. diesen kontert. Das halte ich für ein sehr sinnvolles Vorgehen.
Eine Sache, die jedoch die meisten vergessen ist: der Kampf ist erst der letzte Ausweg der Selbstverteidigung. Noch bevor man eventuell zum Kampf gezwungen wird, ja sogar vor der konkreten Konfrontation, gibt es eine Universum von Möglichkeiten, das in den Kampfkünsten in aller Regel überhaupt keine Beachtung findet. Bestenfalls bekommt man einmal das Angebot eine Deeskalationslehrganges, aber mehr als andere zu verkloppen (mehr oder weniger Effektiv) lernt man im Kampfsport meist nicht, was ich sehr schade und sehr fehl am Platz finde. Ich wette, dass viele Karateka und Gong Fu Gurus Selbstverteidigung und Kampf nicht klar voneinander abgrenzen können. Dabei entspricht Selbstverteidigung keineswegs dem Kampf oder umgekehrt; Selbstverteidigung dient dazu, sich (und ggf. andere)vor Schaden zu bewahren. Und in den allermeisten Fällen bedeutet das nicht, einen Kampf vom Zaun zu brechen, sondern eben diesen umgehen zu können. Oder zumindest in der Lage zu sein, Situationen adäquat zu beurteilen. Wir lernen eine Menge darüber, wie man sich gegenseitig das Haupt poliert, aber wann lernen wir, wie man wegrennt (was ebenso gekonnt sein will, wie das Kämpfen)? Ungefähr nirgends. So halte ich zum Zweck der Selbstverteidigung Parkour für besser als das meiste Kampfkunst Training. -
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