Rückkehrwilligen Flüchtlingen helfen
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Hallo,
ich hatte vor wenigen Tagen eine Erfahrung, wo ich tatsächlich nicht weiter wusste. Um die Situation zu umschreiben:
Ich kam in einen Park, wo ein älterer, dunkelhäutiger Mann auf einer Bank saß. Er fragte mich, ob ich englisch sprechen würde, ich bejahte dies, woraufhin er mir seine Geschichte erzählte: Er kam offenbar aus Lampedusa, kam dann aber illegal nach Deutschland, weil er dachte, er könnte hier Arbeit finden und durch den Familien-Nachzug für ein gesichertes Leben für seine Familie sorgen. Lassen wir die politisch-moralische Diskussion darüber da mal außen vor. Sein Problem war: Er darf hier nicht arbeiten - und alles was er will ist: Zurück zu seiner Familie - da er jedoch praktisch ohne Geld kam, wüsste er nicht, wie er jetzt zurück käme. Er hätte nun aber ein Flixbus-Ticket-Angebot, wo er für 68€ zurück käme.
Um das klar zu stellen: Ich bin nicht naiv und vermutlich war das ganze ein Typ, der einfach nur auf Geld aus war - und einem diese tränenreiche Story erzählt hat, um das ganze zu erpressen. Dennoch warf das bei mir die Frage auf: Wenn es solche Menschen gibt, wie kann man diesen Menschen helfen? Nicht, dass ich sie los werden will, aber Menschen, welche zurück wollen, sollte doch zumindest möglich sein, zurück zu kommen. Ich meine: Ich habe viel über die Idee von Rückführungsboni gelesen, welche Leuten ausgezahlt werden, welche freiwillig zurück kehren. Gibt es sowas wirklich? Denn dann könnte man den Leuten ja empfehlen, sich einfach zu stellen - den Behörden mitzuteilen, dass sie zurück zu ihren Familen wollen und dann führt man sie zurück. Ist die "Abschiebung" denn kostenlos? Und wie wirkt sich das beispielsweise darauf aus, wenn Leute beispielsweise in ihr Urspruings-Flüchtlingslager(Beispielsweise auf Lampedusa) zurück wollen, weil ihre Familien dort leben?
Was denkt ihr über die ganze Geschichte? -
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Das Programm gibt es schon lange, z.B. in Form von REAG/GARP, dann gab (gibt?) es noch ein zusätzliches Prämienprogramm der Bundesregierung 2017/18.
Aber schon eine rührselige Geschichte, die du erzählt bekommen hast.
Und natürlich führt jede tiefer gehende Einlassung in diesem Thema zu moralisch-politischen Themen und ganz schnell zur Verschubladung des Gegenüber zum Gutmensch oder Wutmensch, an dem man dann seine Vorurteile abarbeitet, die in der Regel wenig mit dem Problem und noch weniger mit Lösungen zu tun hat.
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blogvvard schrieb:
Mir stellt sich da die Frage, ob diese Programme die Leute nur in ihr Heimatland zurück führen, oder ob die Leute auch in die Länder zurück geführt werden, wo sie dann Asyl beantragen müssen, bzw. beantragt haben. Allerdings ist ja niemandem geholfen, wenn wir quasi einen obdachlosen mehr auf den Straßen haben und letztenendes kommt es uns doch deutlich teurer, wenn wir diese in Notunterkünften, etc. unterbringen müssen, anstatt ihnen eine Rückkehr zu entsprechenden Stellen zu finanzieren. Wobei das ganze natürlich wieder ein nicht unerhebliches Missbrauchspotenzial bietet - denn wer bezahlt schon Hin- und Rückfahrt, wenn er die Rückfahrt vom Staat gesponsort bekommt.
Das Programm gibt es schon lange, z.B. in Form von REAG/GARP, dann gab (gibt?) es noch ein zusätzliches Prämienprogramm der Bundesregierung 2017/18.
blogvvard schrieb:
Wie schon gesagt: Mir geht es da weniger um den einen, spezifischen Fall - keine Ahnung, ob der Typ mir die Wahrheit gesagt hat. In der Regel hätte ich - wenn ich nicht grade durch Corona selbst sehr stark am Limit leben würde - dem Tpyen angeboten, ihm das Ticket zu kaufen, anstatt ihm Geld zu geben. Häufig stellt sich dann schnell heraus, dass diese Leute sowas eben ablehnen, weil es ihnen eher um das Geld, als um ein Ticket geht. Dennoch wirft die Geschichte halt Fragen auf, was es da für Möglichkeiten gibt.
Aber schon eine rührselige Geschichte, die du erzählt bekommen hast.
blogvvard schrieb:
Wie schon gesagt: Ich will gar nicht darüber diskutieren, ob das ganze nun zu verurteilen ist, was der Mensch da getan hat. Es hilft halt niemandem, da mit dem Finger auf jemanden zu zeigen - weder uns, noch der Person. Deshalb konzentriere ich mich da lieber auf das Finden von Lösungen, die alle zufrieden stellen sollten.
Und natürlich führt jede tiefer gehende Einlassung in diesem Thema zu moralisch-politischen Themen und ganz schnell zur Verschubladung des Gegenüber zum Gutmensch oder Wutmensch, an dem man dann seine Vorurteile abarbeitet, die in der Regel wenig mit dem Problem und noch weniger mit Lösungen zu tun hat.
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Eine Lösung die Alle, oder auch bloß eine signifikante Mehrheit, zufriedenstellen wird, gibt es nicht.
Und mit Mehrheit meine ich jetzt nicht das, was sich die politischen Clowns im Bundestag zurecht würfeln.
Eine strikte, juristisch korrekte, Orientierung an der gesamten Asyl/Imigrations Problematik hätte die aktuelle Situation erst gar nicht entstehen lassen.
Moral ist ja was schönes, aber man muss sie sich leisten können und wenn auch der Strom aus der Steckdose kommt und man Geld nach Bedarf drucken kann, scheitert das irgendwann mal an der boshaften Realität.
Ich zitiere dabei immer mal gerne mein Lieblingsmotto
In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen.
Es gibt Folgen.
Und kaum einer, der seine Moral wie eine Monstranz vor sich her trägt, denkt wirklich konsequent über die Folgen für Andere nach. -
blogvvard schrieb:
Und eben dies bezweifel ich. Grade im Fall von "Heimkehrern" sollte doch Einigkeit bestehen, dass diese Leute zurück kehren können sollten. Die Rechskonservativen wollen diese Leute nicht hier haben, die Linken wollen den Leuten eine freie Wahl ermöglichen."Freiwillige Rückkehrer" sind quasi die Lösung, welche alle zufrieden stellen sollte.
Eine Lösung die Alle, oder auch bloß eine signifikante Mehrheit, zufriedenstellen wird, gibt es nicht.
blogvvard schrieb:
Der Begriff "Mehrheit" bietet weng Raum für Interpretationen. Weder in der Politik, noch sonst wo.
Und mit Mehrheit meine ich jetzt nicht das, was sich die politischen Clowns im Bundestag zurecht würfeln.
blogvvard schrieb:
Mit der Entstehung der Situation hat die Asyl/Migrationspolitik gar nichts zu tun. Da spielen eher Sachen wie Wirtschaftfaktoren bis hin zum Konsumverhalten von einzelnen Personen eine Rolle.Die Asyl und Migrationspolitik ist eine Folgenregulierung.
Eine strikte, juristisch korrekte, Orientierung an der gesamten Asyl/Imigrations Problematik hätte die aktuelle Situation erst gar nicht entstehen lassen.
blogvvard schrieb:
Ähhh... Einfach nur "Nein". Moral ist nichts, was man sich "Leisten können" muss.Moral ist etwas, was die Grundlage für Entscheidungen darstellt - unabhängig davon, ob man es sich leisten kann.
Moral ist ja was schönes, aber man muss sie sich leisten können und wenn auch der Strom aus der Steckdose kommt und man Geld nach Bedarf drucken kann, scheitert das irgendwann mal an der boshaften Realität.
blogvvard schrieb:
Richtig, aber ob nun die Rückkehr zu primitiven "Friss oder stirb"-Philosophien die Menschheit irgendwie voran treibt?
In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen.
Es gibt Folgen.
blogvvard schrieb:
Ganz im Gegenteil: Bei der Moral geht es ausschließlich darum, über die Wirkung auf andere nachzudenken.
Und kaum einer, der seine Moral wie eine Monstranz vor sich her trägt, denkt wirklich konsequent über die Folgen für Andere nach. -
Also, die Rückführung geht (meines WIssens) nur in das Herkunftsland, aus welchem man ursprünglich ausgereist ist. Nicht aber Lampedusa. Von daher 68€ wird wohl eher irgendwo anders sein, als in seinem Herkunftsland.
Was ich aber interessanter finde, ist die Asyl/Migrationspolitik. Das ist ein extrem spannendes Thema! Einerseits benötigt Deutschland Zuwanderung. Natürlich begrenzt und in kontrollierten Faktoren. Da spiele ich jetzt nicht auf Facharbeiter und Spezialisten ab, sondern in der breiten Masse, denn es gilt nach wie vor, dass in Deutschland viele Jobs auch von unqualifizierten Menschen geleistet werden, die sich lokale Kräfte nicht antun wollen (ohne spezifisch zu werden), denn da gibts ja "zu wenig" Geld und man könnte sich evtl. schämen für den Job.
Natürlich benötigen wir auch Fachkräfte unter den Zuwanderern, vor allem in spezialisierten Berufen. Dies differiert deutschlandweit sehr stark, kann in Bayern anders sein, als in Schleswig Holstein oder NRW, was man konkret sucht. Wenn man also Kontrolle ausübt über die Zuwanderung, dann müsste man auch prüfen, wer was kann und diese dann gezielt dahin schicken, wo benötigt. Funktioniert übrigens innerhalb der EU ganz gut, denn da werden gezielt Arbeitnehmer in Osteuropa abgeworben für spezifische Berufe in spezifischen Einrichtungen. Aber bei nicht-EU Bürgern gibt es sowas nicht wirklich und das was es gibt ist lausig.
Da muss man dann auch bei der Asyl/Migrationspolitik jetzt ansetzen. Im Ausland (EU und nicht-EU) gelten Deutschland, Frankreich und England als Zielländer und "heilige Kühe", allem voran Deutschland, denn der Ruf ist gut und Gerüchte, Geld werde verschenkt hält sich hartnäckig. Natürlich bekommen viele Migranten teils mehr, als denen zusteht, das wäre jetzt aber off-topic.
Jetzt müsste man noch anschließen mit den Ursachen der Abwanderung. Da sind Kriege (klar), Wirtschaftsfaktoren (logisch) und soziale Spannungen innerhalb der Bevölkerung (bspw. Religionsverfolgung). Kriege lassen sich nicht verhindern, genau so wie die sozialen Spannungen innerhalb einzelner Länder. Also sollte man politisch bei Wirtschaftsfaktoren ansetzen. Diese sind vielfältig und meist mit Geld und Hunger verbunden. Hunger ließe sich vermeiden, wenn man nicht so viel Geld für die Nahrungsvernichtung ausgeben würde, sondern die Nahrung dahin schafft, wo benötigt, wäre schon geholfen. ALternativ muss man mehr initiieren, den Menschen beizubringen, sich Nahrung selbst zu beschaffen (durch Ackerbau, Viehzucht,...). Da kümmern sich nur wenige spezialisierte Vereine darum aber keine staatlich geförderten Organisationen! Dann sind wir alle wahnsinnige Konsumenten, die exotische Nahrung en mas konsumieren. Damit meine ich nicht nur exotische Südfrüchte, sondern auch Weizen, Kaffee, Kakao, Orangen, ... welche oftmals in Regionen geerntet werden, wo diese eigentlich selbst benötigt würden.
So jetzt bin ich weit abgewichen! Also Nahrung, könnte auch gut funktionieren aber da müsste ich noch mehr ausweichen. Dann kommt das Geld. Auch mit Nahrung verbunden, denn die Bauern vor Ort bekommen Hungerlöhne, werden versklavt oder einfach enteignet. Natürlich flüchten diese Menschen in der Hoffnung auf etwas besseres, das kann ich den Menschen nicht verübeln. Hier könnte die Politik ansetzen. Denn in die Wirtschaftsströme zwischen Nationen dürfen Politiker sich einmischen, Zölle erheben und Fakten fordern. Tun sie aber nicht! Denn auch das wird her Organisationen übergeben, welche dann Label, wie Fair Trade oder andere dann definieren!
Wer bis hierher gelesen hat, Bravo! Ich könnte noch 1000 Zeilen mehr schreiben aber das wäre dann definitiv zu viel. -
Die Situation hat eine Vielzahl rechtlicher Facetten. Das fängt oft schon damit an, dass Flüchtlinge keine Papiere ihres Heimatlandes (mehr) haben, so dass sie u.U. dort gar nicht einreisen können. Ich würde dem Mann empfehlen, sich an eine der Flüchtlingsberatungsstellen
https://www.igfm.de/fluechtlingsberatungsstellen/
zu wenden, ihn ggf. auch dorthin begleiten.
Zum Thema "Freiwillige Rückkehr" gibt es hier
https://rp-darmstadt.hessen.de/soziales/migration/aufenthaltsrecht/gew%C3%A4hrung-von-r%C3%BCckkehrhilfen-bei-freiwillig-r%C3%BCckkehrenden-aus
eine Basisinformation. -
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